18.05.2022
Ein Gassi Spaziergang wird zur SELBSTÜBERSCHÄTZUNG.
Die Sonne scheint, der Kaffee schmeckt und der Hund läuft sich wund. In der Hauptstadt an Scherbenhaufen, an menschlichen Leid und an menschlicher Freue vorbei, mitten in Alt- Treptow am Kanal.
Nach einer ganzen Weile entdecke ich ihn. Einen selbstgebauten tollen Tisch. Ich habe einen Tisch zu Hause, aber ich sitze nie dran. Er gefällt mir nicht, die Beine stoßen dran, es ist ungemütlich und ich denke der Tisch den ich zu Hause stehen habe, ist Schuld an meinem Karriereknick, dass ich keinen Master mehr gemacht habe und sonst auch nicht weiter komme. Ich brauche also diesen neuentollen Holztisch, der dort am Kanal steht, er ist meine Zukunft mein funktionsaquivalent zu einer liebevollen Partnerschaft.. Ich hebe ihn an. Null schwer, denke ich. Just sayin´. Also hebe ich ihn nochmal hoch und lege los. Ich fange sehr schnell zu schwitzen an. Der Hund hilft nicht. Er läuft weiter und hat kein Mitleid. Denn der Tisch ist mega gross, selbst Schuld denkt sich wohl mein vierbeiniger Freund. Und noch dazu ich habe ich nichts gefrüchstückt, ich weiss immer diese first world problems...
Ich schwitze noch mehr und auch meine Arme beginnen zu schmerzen. Der Tisch ist so schwer. Nach einer Weile stoppe ich, Verweile. Jedem Tisch wohnt ein Zauber inne. Auf der anderen Straßenseite sitzen fröhliche Menschen und trinken Kaffee. Die Sonne lacht und ich hab das erste Mal seit langem wieder gute Laune. Es geht weiter über die Brücke und dann nach links. Dann vernehme ich ein : " Kann ich dir helfen?" Einen jungen gutaussehenden Sportler erblickt mein Auge, als ich mich umdrehe. "Au fein wie nett, bis zur nächsten Brücke?" frage ich. Er meint es sei kein Problem, er hätte mich vom Cafe aus gesehen und kennt diese Schlepperei. Ich frage, ob denn nicht sein Kaffee kalt wird, er verneint und meint das er einen Eiskaffee trinkt und dieser warten kann. Wie nett finde ich. An der nächsten Brücke verabschieden wir uns. Dann geht es für mich wieder alleine weiter, der Hund glotzt mich ab und zu an und ich bin mir sicher er hält mich für bekloppt. Die Sonne scheint immernoch. Nach einer Weile spricht mich eine Famile an. Ein junger Mann packt sofort mit an und wir scherzen zu dritt. Der ältere Herr, in der dreier Gruppe scheint der Vater zu sein, er tut so als würde er sich auf den Tisch legen während wir ihn tragen. Alle lachen. Kurz vor der rechts Biegung verabschiede ich mich von diesen netten Menschen. Dann ist es nicht mehr weit bis nach Hause. Doch es kommt noch ein gefühlt schwieriger Abschnitt, denn meine Arme machen schlapp. Und erneut höre ich hinter mir ein "May I help you?" diesmal ist es ein südafrikanischeer Student. Wir plaudern beim Schleppen. Dann verabschieden auch wir uns, mein dritter Abschied diesen Morgen. Ich hasse Abschiede aber so ist das Leben. Der Rest ist die Kür ich schleppe meinen alten Tisch in den Keller und stelle den neuen in die Wohnung. Und setze mich sofort an den Tisch und schreibe, schreibe vielleicht an meinem Master oder an dieser Geschichte, wer weiss auf jeden Fall schreibe ich und das ist ein unglaublicher Gewinn für mich dank der Hilfe dieser Menschen, habe ich auch wieder Lust auf diese Stadt bekommen !