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R.Kannt

Vom druck, immer ein guter mensch zu sein

oder auf auf der richtigen seite zu stehen, über jeden zweifel erhaben zu sein. wie schwer wiegt diese verantwortung auf einer seele, die neid, eifersucht, hass, gier, zorn und maßlosigkeit kennt? wer die neuverfilmung von sherlock kennt und die finale folge der letzten staffel (ab hier wird gespoilert, also nicht weiterlesen, wenn man diese folge noch sehen möchte, ohne zu wissen, was passiert) gesehen hat, bekommt es mit der verheimlichten schwester eurus der beiden holmes brüder zu tun, die abgrundtief böse dinge tut, mit herrausrragender intelligenz agiert und diese für ihren sadismus einsetzt. aufgelöst kommt ein tiefer ablehnungsschmerz der schwester zu tage, manifestiert aus früher kindheit, für den ihr ein jahr älterer bruder sherlock verantwortlich ist. neidisch auf den besten freund sherlocks rotbart, mit dem er viel zeit verbringt und oft pirat spielt. eurus ist stille beobachterin und ihre eifersucht mündet darin, rotbart in einen brunnen zu sperren und ihn sterben zu lassen, aus dem wunsch heraus, dass sherlock sie zu ihren spielpartner macht. natürlich geht dieser plan nicht auf und eurus wird daraufhin für immer weggesperrt, schafft es aber ihre mitmenschen so zu manipulieren, dass sie sie marionetten gleich nach ihrer pfeife tanzen lassen kann. hier wird ein sehr extremes beispiel für gefühlte ablehnung gezeichnet.

ablehnung ist ein sehr zerstörendes gefühl, welches die macht hat, die schlimmsten aspekte eines menschen zu tage zu fördern.

so wundert es mitnichten und mitneffen, dass eines der schönsten gefühle, wohl das eines der zugehörigkeit und akzeptanz in einer gruppe ist. nur wer sich vollkommen abspalten kann, schafft es wohl unabhängig von anderen menschen zu agieren und sich eine eigene welt zu schaffen. akzeptiert wird derjenige, der den geltenden konsens einhält, wird dieser auch noch verfeinert mit dem narrativ ein guter mensch zu sein, spielt es irgendwann keine rolle mehr, ob geltende regeln bar jeder logik und gesunden menschenverstandes sind. eingelullt in dem gefühl das richtige und gute zu tun und ein besserer mensch zu sein als ein schlechter, beflügelt es das selbst und schafft eine angenehme atmosphäre, die jeder kritik erhaben ist. wie leicht fällt es einem mit so einem vorschuss über andere zu urteilen, sie herabzuwürdigen oder am liebsten beseitigen zu wollen?

es ist nicht verwerflich, wenn man nur an seinen eignen sauberen hintern denkt, wenn man dabei andere leben schützt, indem man sein gesicht versteckt. in bestimmten momenten nur an sich zu denken, ist weder unmenschlich noch grausam, sondern in speziellen fällen auch notwendig. das aber nicht zu erkennen, zu verdängen, sich dabei selbst höher stellen, weil man sich ja an die regeln hält, ist ein blinder fleck, der gefährlich nah an verantwortungsabgabe, unmündigkeit grenzt. wir müssen nicht immer nur gut sein, wenn das gute keinen sinn ergibt. wir müssen auch zu unseren schlechten seiten stehen, um das gute überhaupt zu erkennen. neid, eifersucht, hass und andere gefühle zeigen uns, was uns bewegt und das muss bearbeitet werden, sonst gärt es jahre in einem und wir verstehen uns am ende selbst nicht mehr, und dass ist vielleicht das größte problem, wenn wir unsere handlungen nicht mehr hinterfragen, weil andere sie als gut bewerten, sie aber ebenfalls auch totalitär, entmenschlichend sein können. ich plädiere dafür, dazu stehen zu können, auch mal ein dummer, hinterhältiger, neidischer, hassender mensch sein zu dürfen, wenn man das erkennt und aufarbeitet. wenn dieses dann den weg ebnet, haltung zu zeigen, auch wenn es die mehrheit vielleicht nicht tut.



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